
Studie: Mittelstand kümmert sich zu wenig ums Umlaufvermögen
62 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern arbeiten derzeit an einer Senkung ihres Working Capital (Nettoumlaufvermögen), deutlich seltener geschieht dies in mittelständischen Firmen: Nur ein Drittel der Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern optimieren das Working Capital. Das hat eine Befragung von 501 Top-Entscheidern der deutschen Wirtschaft durch das Institut für Demoskopie Allensbach und das Kerkhoff Competence Center of Supply Chain Management der Universität St. Gallen im Auftrag der Unternehmensberatung Kerkhoff Consulting ergeben. "Vor allem die deutschen Mittelständler unterschätzen, dass sie sich durch die Senkung ihres Working Capital günstiger refinanzieren können“, sagt Gerd Kerkhoff, Geschäftsführer von Kerkhoff Consulting. "Aber erst eine starke Innenfinanzierung erlaubt es, sich von den Einflussmöglichkeiten von Gläubigern und Fremdkapitalgebern unabhängiger zu machen.“
Alle Optionen entlang der Wertschöpfungskette nutzen Zur Senkung des Nettoumlaufvermögens konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf drei Maßnahmen: 94 Prozent setzen auf die Reduzierung ihrer Lagerbestände. Große Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern nutzen häufiger die Möglichkeit, ihre Forderungen zu reduzieren (79 Prozent), als es bei mittelständischen Unternehmen der Fall ist (55 Prozent). Ein Drittel der Mittelständler, die an einer Optimierung des Working Capital arbeiten, erhöhen ihre Lieferantenverbindlichkeiten – bei den großen Unternehmen ist es fast die Hälfte. Noch nutzen Unternehmen nicht alle Optionen entlang der Wertschöpfungskette, um das Working Capital langfristig und nachhaltig zu senken: Vom Einkauf und damit Wareneingang über die Produktion bis hin zum Absatz der Waren. "Im Einkauf gilt es zunächst, die Zahlungskonditionen so zu verändern, dass die erhaltene Ware möglichst spät bezahlt werden muss“, so Kerkhoff. "Gleichzeitig ist zu prüfen, welche Belieferungskonzepte sinnvoll sind, um die Lagerbestände zu senken.“ Bei der Anbindung an das IT-System von Unternehmen kann zum Beispiel die Bestandssteuerung in die Hände des Lieferanten gelegt werden. Oder die Belieferung wird komplett auf Just-in-Time umgestellt. Ist die Ware erst im Unternehmen, muss möglichst rasch produziert werden, um Lagerbestände klein zu halten. Bei der Senkung von Durchlaufzeiten in der Produktion müssen Rüstzeiten minimiert, Laufwege optimiert und Losgrößen verkleinert werden. Schließlich gilt es, die Abnehmer von Produkten zu überzeugen, ihre Waren möglichst frühzeitig zu bezahlen und sie sehr schnell in Empfang zu nehmen. Auch Factoring ist eine Möglichkeit, um so früh wie möglich Cash ins Unternehmen zu bringen. Unternehmen müssen jetzt anfangen, ihre Finanzen optimal aufzustellen“, sagt Berater Kerkhoff. "Wir raten Unternehmen unabhängig von der konjunkturellen Lage zu prüfen, wie sie ihre Refinanzierungskosten senken können.“ Kerkhoff Consulting mit Hauptsitz in Düsseldorf hat sich auf die Beratung für Einkauf und Supply-Chain-Management spezialisiert. und berät vor allem Kunden aus dem Mittelstand. Das Kerkhoff Competence Center of Supply Chain Management (KCC) am Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen bringt Theorie und Praxis in Einkauf und Supply Chain Management zusammen. |